Pflegenotstand: Dieser Begriff beschreibt plakativ die Schwierigkeiten, die sich aus dem Personalmangel im Gesundheitswesen ergeben. Doch es ist nicht nur der Personalmangel allein, der den Pflegenotstand verursacht. In diesem Blogbeitrag gehen wir auf aktuelle Trends, Daten und Fakten ein. Außerdem möchten wir Ihnen praktische Tipps an die Hand geben. Denn auch in Zeiten des Fachkräftemangels muss der Pflegenotstand nicht sein. Mit gezielten Maßnahmen können Gesundheitsdienstleister etwas bewirken.
Das Wort „Pflegenotstand“ geistert seit einiger Zeit durch die Medien. Plakative Überschriften zeichnen ein düsteres Bild der Lage im Gesundheitswesen. Hier einige Beispiele:
- „Notstand in der ambulanten Pflege wird immer dramatischer“ (DIE WELT).
- „Kinderkliniken an der Kapazitätsgrenze“ (Süddeutsche Zeitung).
- „Pflegebranche warnt vor Notstand“ (Tagesschau).
Und so geht es weiter – seit Jahren hören wir von einer sich zuspitzenden Situation im Gesundheitswesen. Tatsächlich gibt es den Begriff Pflegenotstand bereits seit den 1960er Jahren. Damals begannen Pflegeheime und Krankenhäuser, den Mangel an Pflegekräften auch durch die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte zu beheben.
So schrieb DER SPIEGEL bereits 1963 in dem Beitrag „Der weiße Alptraum“ eine Situation, wie sie uns heute nur allzu vertraut vorkommt: Zu schlechte Arbeitsbedingungen, eine zu geringe Bezahlung und auch ein schlechtes soziales Standing der Pflegeberufe – gerade im Vergleich zu anderen Ländern.
Inzwischen hat sich die Situation weiter verschärft bzw. steuert aufgrund der aktuellen demographischen Entwicklung auf eine möglicherweise prekäre Situation zu.
Pflegenotstand – Versuch einer Definition
Doch was ist eigentlich ein Pflegenotstand? Versuchen wir eine erste Definition:
Unter „Pflegenotstand“ verstehen wir eine Situation, in der es in Bereichen des Gesundheitswesens und der Pflege dauerhaft zu Unterversorgung und Engpässen in der Versorgung von Menschen kommt. Der Pflegenotstand ist dabei in der Regel mit zu wenig Personal pro Patient bzw. Pflegebedürftigem verbunden.
Zahlen und Fakten zum Pflegenotstand
So eindeutig die Situation des Pflegenotstands auf den ersten Blick erscheint, so schwierig ist sie in Zahlen zu fassen. Denn es gibt verschiedene Dimensionen:
- Derzeit arbeiten in Deutschland rund 1,7 Millionen Menschen in der Pflege (Stand 2019). Eine beachtliche Zahl! Sie entspricht 3,7 % der Erwerbstätigen. Dieser hoch erscheinende Wert relativiert sich jedoch, wenn man ihn mit anderen Ländern wie z.B. den USA vergleicht: Dort arbeiten 22 von 156 Millionen Erwerbstätige im Gesundheitswesen, was einem stolzen Anteil von 14% entspricht.
- Ähnlich schwierig ist der Vergleich innerhalb von Sektoren wie Krankenhäusern. Dort sind „nur“ 40.000 offene Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet. Kritiker sehen allerdings zu hohe bürokratische Hürden bei der Stellenausschreibung und generell eine zu geringe Personalausstattung als Problem. Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es eher eine Lücke von rund 100.000 Arbeitskräften – allein in Krankenhäusern (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung).
- Sicher ist, dass die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft weitere Schwierigkeiten mit sich bringen wird. Schon seit Jahren steigt die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland, wie Zahlen von Statista zeigen. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich ihre Zahl von 2,5 Millionen (2011) auf rund 5 Millionen (2021) fast verdoppelt, seit 1999 ist sie um 240% gestiegen. Zum Vergleich dazu: Laut Zahlen vom Bundesgesundheitsministerium ist die Zahl der Pflegekräfte seit 1999 um 95% angewachsen – sie steigt also längst nicht in dem Maße, wie sie benötigt wird.
Lösungen für den Pflegenotstand: Feedback ist gefragt
Der Pflegenotstand geht jeden Einzelnen an. Schon im Grundgesetz steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und doch ist dieses Gebot in großer Gefahr – sowohl für die zu Pflegenden als auch für die Pflegenden:
- Patienten und Pflegebedürftige leiden deutlich unter dem Pflegenotstand und dem Fachkräftemangel. Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen erhöhter Sterblichkeit und der Qualität der Pflege. Aber auch menschlicher Zuspruch, ein aufmunterndes Lächeln, der tägliche Kontakt: Für viele Menschen in Altenheimen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind dies wesentliche Merkmale eines guten Lebens. Doch selbst diese kleinen Zeichen sind in Gefahr, wenn Pflegekräfte gestresst und überfordert sind.
- Aber auch die zu Pflegenden leiden unter den Folgen des Pflegenotstands. Geringere Personalschlüssel und unbesetzte Stellen führen dazu, dass wesentliche Aufgaben nicht mehr mit der notwendigen Zuwendung erfüllt werden können. Stress macht sich breit und immer mehr Menschen verlassen den Pflegeberuf aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen.
Lösungsansätze für den Pflegenotstand gibt es viele. Und wahrscheinlich ist es auch das Zusammenspiel verschiedenster Maßnahmen, das Abhilfe schaffen kann:
- Eine Neuausrichtung der Finanzierung von Pflegeeinrichtungen, die mehr Wert auf Qualität als auf Kosteneffizienz legt.
- Bessere Bezahlung der Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich
- die Nutzung moderner Technologien und der Digitalisierung, z.B. auch zur Entlastung der Beschäftigten von aufwändigen Verwaltungs- und Routinetätigkeiten.
Den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellen
Der Kern der Lösung liegt jedoch woanders. Bei den Themen Gesundheit, Pflege und „Care“ geht es wie in keinem anderen Bereich unserer Gesellschaft um den Menschen. Und so liegen auch die Lösungsansätze zur Überwindung des Pflegenotstands – sei es auf gesellschaftlicher Ebene oder in einer einzelnen Pflegeeinrichtung, einem einzelnen Krankenhaus oder Altenheim – beim Menschen selbst.
Sowohl für Pflegende als auch für Gepflegte ist es wichtig, dass ihre Bedürfnisse, ihre Stimme gehört wird. Feedback und gemeinsamer Austausch sind wichtiger denn je.
Oft wird dies unter dem Begriff „Verbesserung der Arbeitsbedingungen“ zusammengefasst. Aber was verbirgt sich dahinter? Das erfahren Verantwortliche im Gesundheitswesen erst durch die Stimmen ihrer Mitarbeiter.
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